Was Pferde wirklich brauchen, um gesund und artgerecht auf der Weide zu leben
Eine artgerechte Pferdehaltung ist ohne Weidegang kaum vorstellbar. Für viele Pferdehalter ist es ein schönes Bild: die Pferde grasen entspannt im Sonnenschein, wälzen sich genüsslich auf dem Boden und bewegen sich frei im Herdenverband. Doch Weidehaltung bringt nicht nur Vorteile mit sich – auch Risiken wie Verletzungen, Wetterextreme oder Krankheiten können den Alltag auf der Wiese beeinflussen. In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es bei der Pferdehaltung auf der Weide ankommt und wie du für gesunde und glückliche Vierbeiner sorgst.
Die Vorteile von Weidehaltung
1. Natürliche Bewegung
Pferde sind Lauftiere – auf der Weide können sie ihrem Bewegungsdrang in natürlicher Weise nachgehen. Diese Bewegung fördert die Muskulatur, stärkt das Herz-Kreislauf-System und unterstützt die Verdauung.
2. Soziale Kontakte
Auf der Wiese leben Pferde meist in kleinen Gruppen. Das fördert das Sozialverhalten und ermöglicht natürliche Rangordnungen. Eine stabile Herde sorgt für psychisches Wohlbefinden und weniger Stress.
3. Frische Luft und Tageslicht
Weidepferde profitieren von ausreichend Frischluft, natürlichem Licht und einem abwechslungsreichen Umfeld. Diese Faktoren wirken sich positiv auf den Stoffwechsel, die Hufgesundheit und das Immunsystem aus.
4. Beschäftigung durch Grasen
Stundenlanges Grasen beschäftigt Pferde artgerecht und wirkt sich positiv auf das Magen-Darm-System aus. Der gleichmäßige Futteraufnahmeprozess verhindert Langeweile und Frust.
Mögliche Risiken bei der Weidehaltung
1. Überweidung und zu reichhaltiges Gras
Frisches Gras ist zwar gesund – kann aber bei zu intensiver Beweidung oder falscher Bepflanzung schnell zu Problemen führen. Gefährlich wird es zum Beispiel bei zu eiweißhaltigem Gras oder hohem Fruktangehalt. Erkrankungen wie Hufrehe oder Koliken können die Folge sein.
Tipp: Eine angepasste Weidepflege und kontrollierte Weidezeiten helfen, das Risiko zu minimieren.
2. Verletzungsgefahr
Auf der Wiese gibt es viele potenzielle Gefahrenquellen: Unebenheiten, herumliegende Äste, ungesicherte Zäune oder aggressives Verhalten innerhalb der Herde können zu Verletzungen führen.
Tipp: Eine regelmäßige Kontrolle der Weide auf Gefahrenquellen ist unerlässlich.
3. Wetterextreme
Starker Regen, Hitze oder Kälte – auf der Weide ist das Pferd den Elementen ausgeliefert. Ohne Unterstand kann das zu Hitzestress, Sonnenbrand oder gar Kreislaufproblemen führen.
Tipp: Sorge für ausreichend Schutz durch Bäume, Unterstände oder mobile Weidehütten.
4. Parasiten und Insekten
Bremsen, Zecken oder Mücken können den Weideaufenthalt zur Tortur machen. Besonders Pferde mit Sommerekzem leiden bei starker Insektenbelastung.
Tipp: Fliegendecken, Repellents und gezielte Entwurmungsstrategien gehören zur Weidepflege dazu.
So gestaltest du die Pferdehaltung auf der Weide optimal
1. Passende Weideflächen
Die Größe der Weide sollte sich nach der Anzahl und dem Aktivitätsgrad der Pferde richten. Ideal sind 0,5 bis 1 Hektar pro Pferd. Achte außerdem auf vielfältige Gräser und eine gesunde Bodenstruktur.
2. Herdengerechte Zusammenstellung
Eine gut funktionierende Herde ist das A und O. Pferde, die sich nicht verstehen, sollten getrennt werden. Die Zusammensetzung nach Alter, Rang und Temperament ist entscheidend für eine harmonische Gruppendynamik.
3. Tägliche Kontrolle
Auch bei Offenstall- oder 24-Stunden-Weidehaltung müssen die Pferde täglich gesehen und überprüft werden – auf Verletzungen, Fressverhalten, Hufzustand und Gesamteindruck.
4. Sauberkeit und Pflege
Düngen, Nachsäen, Kot absammeln, Tränken säubern – zur Weidepflege gehört mehr als nur das Öffnen des Tors. Ein sauberer Untergrund beugt Parasiten vor und sorgt für gesunde Hufe.
5. Angepasste Zufütterung
Je nach Jahreszeit und Zustand der Wiese reicht Gras allein oft nicht aus. Hochwertiges Heu, Mineralfutter und bei Bedarf Kraftfutter ergänzen die Weideration optimal.
Fazit
Die Pferdehaltung auf der Weide bietet viele Vorteile – für die Gesundheit, das Sozialverhalten und das Wohlbefinden der Tiere. Wer sich für diese Haltungsform entscheidet, übernimmt jedoch auch Verantwortung: für die Sicherheit, die Pflege und das Management der Weide. Mit guter Planung, regelmäßiger Kontrolle und tiergerechter Versorgung lässt sich das Leben auf der Wiese für Pferd und Mensch gleichermaßen genießen.